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AutorenbildSilvan Brun

Schokolade ohne Zucker = keine Schokolade; Extra Vergine ohne Qualität = kein Extra Vergine


Enthält die braune Tafel keine Zuckerarten, darf sie sich nicht Schokolade nennen, sagt das Gesetz. (Bild: Unsplash, Tetiana Bykovets)

«Wenn Wurst aus Erbsen sein darf, braucht Schokolade auch keinen Zucker. Aufwachen!» Das sagt Andreas Ronken, CEO der Alfred Ritter GMBH&CO.KG (Ritter Sport).[1]


Cacao y Nada heisst die neue Tafel der Marke Ritter Sport. Zutaten? Kakao. Sonst nichts! Ritter Sport schreibt auf seiner Website dazu: «Unsere erste Tafel aus 100 % Kakaofrucht.»[2] Das Problem dabei? Die jüngste Kreation Schöpfers der quadratischen Tafel Schokolade darf sich gemäss geltender Gesetzgebung gar nicht Schokolade nennen. Der Zucker fehlt!


Dieser Tage lese ich in den Medien gehäuft davon, dass sich Kakaoerzeugnisse, denen kein Zucker zugesetzt wurde, nicht "Schokolade" nennen dürfen. So schrieb Erich Bürgler beispielsweise am 21. Februar 2021 in der Sonntagszeitung über ein den bekannten Schweizer Schoggi-Hersteller Lindt betreffendes Produkt: «Das neuste Produkt des Schweizer Schokoladeproduzenten muss «Kakaoerzeugnis» heissen. Denn was Schokolade ist, entscheiden Juristen.»[3]


«Kakaoerzeugnis» stehe ganz nüchtern auf der Verpackung, so der Tamedia-Journalist Bürgler. Der Grund: Die «Excellence Cacao Pur», die Lindt ab dieser Woche verkaufe, enthalte keinen raffinierten Zucker.


Die Schokolade ist in der Schweiz in der gleichen Verordnung geregelt wie das Olivenöl. Und diese Verordnung (SR 817.022.17) sagt unter Art. 6.1, Anhang 6 nämlich, dass Schokolade ein Erzeugnis aus Kakaokernen, Kakaomasse, Kakaopulver oder fettarmem Kakaopulver und Zuckerarten mit oder ohne Zugabe von Kakaobutter ist.


Fehlt also der Zucker, ist's keine Schokolade. Dasselbe in Grün in der EU-Richtlinie 2000/36/EG.


Es droht juristisches und politisches Hick-Hack. Ein absurdes Spiel um eine noch absurdere Regelung. Ein absoluter Behördenschwachsinn.


Interessant ist in diesem Zusammenhang für Sie, geschätzte Leserinnern und Leser dieses Blogs, der Hinweis, dass sich weder die EU noch die Schweiz je in ernsthafter Manier um die stets missbräuchliche Verwendung des Terminus "Extra Vergine" beim Olivenöl eingesetzt hätte. Hier spielt es keine Rolle, wenn minderwertige Ware in die Flasche kommt, die sich ungeachtet dieser Tatsache als "erste Güteklasse" lobt.


Schokolade und Olivenöl. Ein ungleiches Paar. Ist beides von hoher Qualität, können sie eine köstliche Verbindung eingehen. Zucker, ja Zucker wird dabei völlig überbewertet.




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